Die vollständige Elektrifizierung erwartet immer mehr Marken. Volkswagen, Ford in Europa, Jaguar, Volvo, General Motors und sicher bald auch weitere Automobilhersteller steigen voll auf Elektroenergie um. Als erstes Unternehmen schafft es Jaguar im Jahre 2025, die meisten ziehen bis zum Jahre 2030 nach und als letztes Unternehmen kommt General Motors im Jahre 2035. Mit der Änderung des Antriebs wird sich jedoch auch das Geschäftsmodell ändern. Was wird dieser Umstieg für die Händler bedeuten?
Adieu, Verbrennungsmotoren
Volkswagen wird keine neuen Verbrennungsmotoren mehr entwickeln, mit den derzeitigen kommt das Unternehmen bis zum Ende ihrer Ära aus. Diese Nachricht rüttelte Anfang März an den Aktien des zweitgrößten Automobilherstellers, und zwar in sehr positiver Richtung. Im März machten sie ein Sprung um unglaubliche 34,4 %. Im Jahre 2030 sollen 70 % der Autos mit VW im Logo als E-Autos in Europa verkauft werden, in China und in den USA soll es die Hälfte sein. Bis zum Jahre 2025 investiert das Autounternehmen 16 Milliarden Euro in die E-Mobilität, Hybridisierung und Digitalisierung seiner Autos. Bis zum Jahre 2030 soll sich auch das autonome Fahren hinzugesellen.
Volkswagen ist bei weitem nicht der einzige Autohersteller, der mit diesem Trend kommt. General Motors kündigte im Januar dieses Jahres die volle Elektrifizierung aller Personenkraftwagen, Pick-ups und SUV an. Mit dieser Bekanntgabe kam das Unternehmen lediglich einen Tag nach der Verfügung des neuen amerikanischen Präsidenten bzgl. der Rückkehr zum Kampf gegen den Klimawandel. Zur Elektroenergie hat der Automobilhersteller jedoch noch eine andere Motivation. Das Unternehmen Jaguar Land Rover, welches hiermit für seine Marke Jaguar bereits im Jahre 2025 und für Land Rover fünf Jahre später aufwartet, sieht sich zum elektrischen Antrieb auch wegen der Zuverlässigkeit genötigt. Mit ihr steht das Automobilunternehmen seit langem auf Kriegsfuß, daher könnte die Elektroenergie das Stigma unzuverlässiger Autos endlich überwinden.
Volvo wechselt zu einem neuen Verkaufsmodell und ist hiermit nicht allein
Das Unternehmen Volvo, das bereits parallel die voll elektrische Marke Polestar ankurbelte, die mit einigen Kinderkrankheiten zu kämpfen hat, entschied sich für die Elektroenergie ebenfalls ab dem Jahre 2030. Der Antrieb wird jedoch die einzige Veränderung darstellen. Das Automobilunternehmen beabsichtigt, alle seine Wagen zunehmend direkt und online zu verkaufen, ähnlich wie Tesla. Es wählte lediglich ein anderes Geschäftsmodell. Ab dem Jahre 2030 wird es seine Autos in Form der Vermietung mit einer fixen monatlichen Gebühr „verkaufen“, die sämtlichen Service, die Versicherung sowie die Assistenzdienste umfasst. Dieses Geschäftsmodell nutzt bereits sehr lange und weltweit Toyota für seine Wasserstoffwagen Mirai. Volvo und Toyota sind jedoch nicht die einzigen Automobilhersteller, die sich mit dem Gedanken dieses Geschäftsmodells tragen. Zahlreiche Automobilhersteller, Volkswagen nicht ausgenommen, spielen eine zentrale Rolle auch im Bereich der Finanzen, konkret selbstverständlich des Operativleasings von Autos. Das Auto in Form einer Dienstleistungen erfreut sich obendrein in immer mehr Ländern zunehmender Beliebtheit.
Der Direktverkauf seitens der Automobilhersteller ändert jedoch in radikaler Weise auch das Geschäftsmodell des Händlervertriebs. Dieser wird weiterhin an der Wartung dieser Wagen verdienen, womöglich viel mehr als früher, da mit diesem Geschäftsmodell der Nichtmarken-Service de facto stillgelegt wird, wobei wiederum die Händler um einen Teil der Provisionen aus den Autoverkäufen gebracht werden. Vielleicht könnten völlig andere „Dinge“ verkaufen, womit wir nicht nur Zubehör meinen.
Was mit der „Digitalisierung“ gemeint ist
Wie bereits eingangs erwähnt, geht ein Teil der 16 Milliarden Euro, die Volkswagen in den nächsten vier Jahren zu investieren gedenkt, in die Digitalisierung. Diesen Trend prägen auch weitere Automobilunternehmen wie Daimler (Mercedes-Benz) oder BMW. Was ist jedoch mit jener Digitalisierung gemeint? Die Idee ist einfach, und wiederum teilweise durch Tesla inspiriert. Mercedes-Benz führte bereits im Jahre 2019 an, am Verkauf zusätzlicher Leistungen und Funktionalitäten über seine neue Plattform des Bordsystems MBUX verdienen zu wollen. Anfangs verkaufte das Unternehmen Funktionen wie das Digitalradio, Apple CarPlay/Android Auto und die Bordnavigation, wobei es künftig weitaus mehr sein dürften. Das Automobil vereint diese Funktionen bereits in sich, was im Ergebnis billiger in der Herstellung ist, wobei sie lediglich mittels Fernbedienung aktiviert werden müssen.
Einen großen Durchbruch in den digitalen, durch „Herunterladen“ verkauften Leistungen bringt das autonome Fahren, welches u.a. VW ab dem Jahre 2030 verspricht. An digitalen Leistungen wird es weitaus mehr geben, vielleicht auch solche, wie wir sie uns derzeit nicht vorzustellen vermögen, und die von den konkreten Standorten abhängig sein werden. Heute können wir z.B. die Übersicht der freien Parkstellplätze oder etwa automatische Zahlungen der Parkgebühren nennen, was Funktionen sind, mit denen die Automobilhersteller schon heute in einigen deutschen oder amerikanischen Städten spielen.
Alle diese Leistungen werden die Automobilhersteller selbstverständlich direkt verkaufen. Der Übergang zu Bordsystem mit sog. Over-the-Air-Updates machen es ihnen problemlos möglich. Wozu jedoch die Autohersteller nicht immer in der Lage sind, ist der Verkauf der SIM-Karte, die sie hierzu irgendwie brauchen. Darüber hinaus wird ein Teil der Kunden bei einigen Diensten und ihrer Installation Hilfe benötigen, was seitens des Automobilunternehmens auf direktem Wege kaum zu bewerkstelligen sein wird. So kann es leicht geschehen, dass die Händler auch die Funktion des „Benutzersupports“ und der Schulung der Benutzer übernehmen werden, wie dies einst unter anderem bei Computern bzw. später bei den Smartphones üblich war. Und hier ist auch das Potential für den Verkauf von Telekommunikationsleistungen gegeben.
Werden die Händler auch elektrischen Strom verkaufen?
Die gesamte Elektrifizierung bringt noch ein sehr wesentliches Element mit sich, dessen sich (nicht nur) die Automobilhersteller annehmen müssen, und zwar das Aufladen. Tesla setzte sich zu Beginn mit seiner Dumpingpolitik durch, indem das Unternehmen die Elektroenergie im eigenen Netz der Ladestationen Tesla SuperCharger den Besitzern seiner Autos gratis anbot. Später wurde der Strom selbstverständlich verkauft. Auch die sonstigen Automobilhersteller errichten eigene Ladenetze, gewöhnlich in Konsortien. Das bedeutendste von ihnen ist IONITY, welches derzeit bereits BMW, Ford, Hyundai, Mercedes-Benz, Volkswagen, Audi und Porsche vereint. Nur erfolgt das Aufladen meistens hyperlokal, und zwar konkret zu Hause oder am Ort der Berufsausübung, wo das Auto zahlreiche Stunden im Stück abgestellt wird und daher auch in der langsameren und für die Akkus schonenden Weise aufgeladen werden kann. Doch den häuslichen und den Firmenstrom muss man sich von jemandem kaufen. In der Europäischen Union von sog. Energiehändlern, da die europäische Regulierung das Unbundling (Entflechtung) des Elektroenergie-Verteilnetzes durchsetzte, die Produktion, die Verteilung und den Verkauf an die Endabnehmer trennte.
Mit dem Elektroauto wird weitaus mehr Strom erforderlich sein, und hierdurch vielleicht auch ein abweichender Lieferant oder Tarif. Und aus dem Verkauf von Elektroenergie fließen ähnlich hohe Provisionen wie aus dem Verkauf von Krediten oder Versicherungen. Dies ist gerade für die Händler eine große Gelegenheit, da für die Autohersteller das Konzept der lokalen Verteilung und des Verkaufs der Elektroenergie nicht greifbar ist. Obendrein ist ein Teil der E-Autobesitzer selbstverständlich auch an elektrischen Paneelen interessiert ist. Ansonsten kaufte der Automobilhersteller Tesla nicht zufällig das Unternehmen SolarCity, welches photovoltaische Paneele herstellt. Auch das könnte eine neue, sehr interessante Gelegenheit für die Händler sein.
Verabschieden Sie sich vom bestehenden Geschäftsmodell
Der Großteil der Autohändler wird sich also bis zum Jahre 2030 vom bestehenden Geschäftsmodell verabschieden und sich auf völlig neue Funktionsbedingungen des Marktes umstellen müssen. Zumindest die Volvo-Händler. Der Verkauf der Dienste, Konsultationen, Schulungen, jedoch auch der Elektroenergie oder der photovoltaischen Paneele ist etwas, wofür die meisten von ihnen nicht über das entsprechende Know-how und die entsprechende Ausstattung verfügen. Hierbei können leicht flexible und professionelle CMR-Systeme behilflich sein. Beispielsweise ist das Cloud-Tool Automotive CRM in der Lage, die bestehenden Prozesse im Handel, im Service, Marketing und in der Kundenbetreuung der Automobilhändler vollkommen zu decken. Dank seiner Flexibilität und dank der Cloud-Plattform vermag es spielend, einen beliebigen anderen Prozess zu erlernen. Die Erweiterung des bestehenden CRM um den Verkauf von Dienstleistungen bzw. weiterer Produkte ist somit ein Kinderspiel, insbesondere in einer Situation, in der hinter diesem System das Unternehmen Konica Minolta steht, welches seit Jahren CRM-Systeme unter anderem gerade an den Bereich der Energetik, einschließlich der Verteilung und des Verkaufs der Elektroenergie, oder an Firmen liefert, die im Bereich des Verkaufs von Dienstleistungen unternehmerisch aktiv sind. Und wie sind Sie auf die Odyssee 2030 vorbereitet?
Verwendete Quellen:
https://www.motor1.com/news/495958/vw-stopping-gas-engine-development/
https://www.cnbc.com/2021/03/05/vw-expects-half-of-us-sales-to-be-electric-vehicles-by-2030.html