Drei Gründe, warum Sie nicht zwingend Elektroautos verkaufen müssen

Der McKinsey EV Index zeigte im Jahr 2018 einen Verkaufsanstieg bei Elektroautos um 65 %. Im Vorjahr lag der Anstieg der Verkaufszahlen bei Vertriebshändlern nur noch bei 9 % und im ersten Quartal dieses Jahres, noch vor Ausbruch der Corona-Pandemie, brachen die Verkaufszahlen weiter um ein Viertel ein. Und die Zukunft sieht alles andere als vielversprechend aus. Was passiert mit dem Elektroauto-Markt und warum bleiben auf einmal die Kunden aus? 

Verkauf dank öffentlicher Förderungen 

Einer der Hauptgründe, warum Elektroautos an Attraktivität verlieren, sind die nachlassenden öffentlichen Förderungen. Ein Paradebeispiel dafür ist Norwegen: der Staat mit enormer Fläche, niedriger Bevölkerungsdichte und riesigen Entfernungen zwischen den Städten, wo europaweit die meisten Elektroautos verkauft werden.  

Norwegen fördert seit 1990 systematisch die Elektromobilität. In dieser Zeit wurde eine Reihe von Maßnahmen geschaffen, die für den Endverbraucher aus der Anschaffung eines Elektroautos eine wirtschaftlich sinnvolle Entscheidung macht. Denn beim TCO-Vergleich schneiden Elektroautos einfach besser ab, als ein Auto vergleichbarer Klasse mit Verbrennungsmotor. Den Erfolg dieser Strategie belegt auch die Tatsache, dass im April 2020 ganze 10 % der Fahrzeuge auf norwegischen Straßen rein elektrisch angetrieben wurden.  

Zu den verkaufsfördernden Maßnahmen im Bereich der Elektroautos gehörten keine Importzölle, keine MwSt. bei Kauf und Leasing, keine Kfz-Jahressteuer, keine Mautgebühr, kostenlose oder günstigere Überfahrt mit Fähren, erlaubtes Befahren der Bus-Streifen und Steuervergünstigungen für Unternehmen. Wobei einige dieser Vorteil von den Norwegern später aufgehoben oder abgeschwächt werden mussten, da es in einigen Städten zu Problemen mit dem Parken von Autos mit Verbrennungsmotor kam. Auch andere Staaten ändern die Strategie der öffentlichen Förderungen. Ein Beispiel wäre Hong Kong, das einstige Vorzeigeland für Elektromobilität, das mit seinen Streichungen öffentlicher Förderungen im Jahr 2017 den Markt für Elektroautos zerstört hat, insbesondere für Tesla mit einem Marktanteil von 80 %. 

Tesla verkauft Fahrerlebnisse, keine Elektroautos 

Obwohl es Tesla nach wie vor nicht gelingt, auf dem Elektroauto-Markt die Nummer Eins zu werden, die laut JATO Dynamics langfristig der strategischen Allianz Renault-Nissan-Mitsubishi gehört, wurde diese Automarke zum Symbol für Elektromobilität. Doch Tesla verdankt seinen Erfolg bei weitem nicht der gewählten Antriebsart. Die Popularität dieser Marke basiert auf der konkurrenzlosen und damals innovativen Benutzerschnittstelle, dem Kundenerlebnis, da die Autos auch nach dem Kauf neue Funktionen erhalten, sowie in den letzten Jahren auch auf dem Autopilot. Genauer gesagt, auf einem heute bereits relativ durchschnittlichen Angebot an Assistenzsystemen, die auch von anderen Automobilherstellern angeboten werden. Doch Tesla kann diese viel besser vermarkten. Und es war auch das Marketing von Tesla, das scheinbar eine Reihe von anderen Automobilherstellern davon überzeugt hatte, dass die Zukunft elektrisch sein muss. Doch die Verkaufszahlen zeigen ein ganz anderen Bild, und in den letzten Jahren haben sich auch die Grenzen der Elektromobilität gezeigt. 

Wo soll ich mein Auto laden? 

Zu den größten Problemen gehört aktuell das Laden. Und damit meinen wir nicht die Dauer, sondern die fehlenden Ladestationen und das Blockieren dieser durch Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor oder ignoranten Lenkern von E-Autos. Beispielsweise in Kalifornien und Kroatien gab es bereits die ersten Proteste gegen dieses Phänomen, und in Nevada drohen den Fahrern Geldstrafen von mindestens einhundert Dollar. Doch das Ladestationen-Problem ist ein weitaus größeres. Die Schwachstelle ist das bestehende Hochspannungsnetz. Moderne 350 kW und bald sogar 1200 kW Ladestationen sind nämlich auf adäquat dimensionierte Hochspannungsnetze und natürlich die entsprechenden Energieressourcen angewiesen.  

Mythos namens Ökologie 

Und hier ecken die Elektroautos ein weiteres Mal an. Es zeigt sich nämlich, dass die Illusion der Null-CO2-Emissionen tatsächlich nur eine Illusion bleibt. Eine Studie nach der anderen verdeutlichen, dass moderne Diesel- oder Benzinmotoren in Wirklichkeit viel weniger CO2 ausstoßen, als E-Autos. Die Höhe des CO2-Ausstoßes/km hängt logischerweise von der Struktur der Energieressourcen ab. Daher liegt der CO2-Ausstoß von Elektroautos in Indien bei 370 g CO2/km, in China bei 258 g CO2/km und in den USA bei 202 g CO2/km. In Frankreich, mit der höchsten Dichte an Atomkraftwerken, beträgt der Ausstoß „nur“ 93 g CO2/km. Rein zur Veranschaulichung – die EU-Verordnung zur Festsetzung von Emissionsnormen Nr. 443/2009 legt für das kommende Jahr den Höchstwert von 95 g CO2/km fest. Und was die Umweltfreundlichkeit betrifft, bleibt die Frage des Lithiums, dessen Abbaus und Recyclings, unbeantwortet. Wobei auch dieses Thema immer mehr Zuhörer findet. Sie vertreiben noch keine Elektroautos? Wer weiß, vielleicht wird sich das in den kommenden 10 Jahren eher als Vorteil erweisen… 

Nachweise: 

https://www.mckinsey.com/industries/automotive-and-assembly/our-insights/mckinsey-electric-vehicle-index-europe-cushions-a-global-plunge-in-ev-sales# 

https://europe.autonews.com/sales-segment/europes-no-1-selling-ev-isnt-tesla-or-vw 

https://en.wikipedia.org/wiki/Plug-in_electric_vehicles_in_Norway 

https://electrek.co/2017/02/22/hong-kong-electric-vehicle-incentives-tesla/ 

https://electrek.co/2018/02/28/hong-kong-electric-cars-incentives-tesla/ 

https://www.teslarati.com/tesla-supercharger-station-becomes-an-ice-parking-lot/  

https://insideevs.com/news/347476/350-kw-12-mw-fast-charging-ess-norway/ 

http://shrinkthatfootprint.com/electric-car-emissions